„Die Metro von Moskau, eine unterirdische Stadt“
‚Ein Atomkrieg zwang die Bevölkerung von Moskau sich in der unterirdischen Metro zu verschanzen. In diesem weitverzweigten Tunnelnetz und ihren Station leben die Menschen ein einfaches Leben, bewältigen Konflikte unter sich oder bekämpfen einen Feind, der aus der radioaktiven Asche der alten Welt auferstanden ist und den sie die Schwarzen nennen. In dieser Zeit lebt Artjon, der beauftragt wird wichtige Informationen zur Station Polis zu bringen und dabei erkennt, dass er immun gegen die mentalen Angriffe der mutierten schwarzen Wesen ist.’ Aufgezeichnet wurde Artjons Reise im Roman METRO 2033 vom russischen Autoren Dmitry Glukhovsky nachdem ein gleichnamiges Computerspiel entstanden ist. Das Buch um die postapokalyptische Untergrund Welt wurde weltweit zum Bestseller. Mit METRO 2034 erschien ein Nachfolger, der Ereignisse aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt, die ein Jahr nach Artjons Reise geschahen.
METRO 2033 hat sich über den Roman hinaus entwickelt und ermöglichte zahlreichen Autoren weitere Geschichten in diesem Universum zu erzählen. Im Rahmen einer Präsentation zum zweiten Computerspiel METRO – LAST LIGHT, einem direkten Nachfolger von METRO 2033, welches die Erlebnisse von Artjom nach dem Roman schildert, traf ich den ruhigen und freundlichen Autoren. Bei einem Kaffee gab er mir tiefe Einblicke in die Entstehung des unterirdischen Metro Universums.
SHORTREVIEW: Du hast mit sechzehn Jahren angefangen METRO 2033 zu schreiben.
Also die ersten Ideen hatte ich als ich Fünfzehn war und gerade mit einem Schulfreund mit der Metro fuhr. Zuerst wollte ich das Buch mit ihm zusammen schreiben, aber letztlich habe ich es doch alleine gemacht. Doch um ihm zu danken, wurde er zu einem Charakter im Buch. Überhaupt kommen darin zahlreiche Freunde von mir vor. Jedenfalls richtig mit dem Schreiben habe ich mit Siebzehn oder Achtzehn angefangen, habe es zwischenzeitlich immer wieder überarbeitet und letztlich vergingen noch viele Jahre bis 2005 das Buch in Papierform veröffentlicht wurde. Es gab eine Zeit, in der die erste Version nur ein Drittel vom späteren Umfang hatte und mit dem Tod des Hauptcharakters endete. (Anmk.: Er zeigte es mir am aktuellen Buch, das jene Version nur bis Kapitel 8 ging.) Diese Version wollte ich veröffentlich und habe sie mehreren Verlagen geschickt. Einer schrieb mir zurück, das es nicht wirke, wenn man seinen Hauptcharakter in der Mitte der Geschichte tötet. Später habe ich aber seinen Tod doch gestrichen. Zu dem Zeitpunkt habe fand diese Gedanken der Änderungen blöd und hatte mich deshalb entschlossen, das Buch selbst herauszubringen. Ich kreierte die Website ‚metro2033.ru’ und bot hier meine Texte, aufgeteilt in kürzere Kapitel, für jeden frei lesbar an. Heute ist so etwas alltäglich, aber vor elf Jahren fühlte es sich seltsam an. Man warnte mich, jemand könnte meine Ideen klauen oder die Leute würden später nicht mehr meine Bücher kaufen. Das Einzige aber was mich interessierte, war endlich Leser zu finden, die Spaß daran hatten meine Geschichten zu lesen, an der ich so viele Jahre gearbeitet hatte. Ich bekam auf diesem Wege sehr viel konstruktives Feedback und erreichte immer mehr Leser. Dann ein paar Jahre später traten die Verleger auf mich zu und ich habe mir ein Spaß daraus gemacht, sie wie im Wettbewerb zu vergleichen, um den besten Verlag auszuwählen. Als ich 2005 sechsundzwanzig Jahre alt war erschien endlich der Roman offiziell. Über die Website kann der Roman übrigens noch immer frei gelesen werden, jedenfalls für jeden der Russisch beherrscht. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich dennoch weit über eine Million Exemplare verkauft habe und viele meiner Leser junge Menschen, Schulkinder sind. Die haben nicht alle das Geld, um das Buch zu kaufen.
SR: Die Idee zum Buch kam also während Du mit der Metro gefahren bist und herausgefunden hast, dass die Metro zu einem ganz anderen Zweck gebaut wurde.
Ja. Es war 1994 einige Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Landes. Vieles was bis dahin vor allen geheim gehalten wurde, kam nun an die Öffentlichkeit. Und bei der Moskauer Untergrundbahn erfuhren wir, dass sie nicht nur eine einfache Untergrundbahn war, sondern ein gigantischer Atombunker. Zuvor war es uns sogar unter Strafe verboten, dies überhaupt zu wissen. Die Metro wurde während des Kalten Krieges gebaut, teils bis zu 100 Meter tief und offiziell so tief, um keine Lärmbelästigung zu sein. Jede Bahnstation besitzt nicht nur den normalen Fahrbereich. Es gibt Wohnräume, Küchen und Lager in denen selbst heute noch Waffen, Lebensmittel und Medikamente aufbewahrt werden. Nach dem Zusammenbruch wollten die Behörden das Bunkergeheimnis hüten, aber es gelang ihnen nicht. Auch nicht, das es eine sogenannte Metro Zwei gab. Ein Tunnelnetz neben dem Bekannten, das verschiedene Regierungsbehörden und wichtige Orte miteinander verbannt, um Beamte, Politiker und Sicherheitskräfte im Notfall zu evakuieren und unterzubringen. Darunter der Kreml, das Verteidigungsministerium, der KGB, die Moskauer Bibliothek und die Universität. Die Evakuierungszeit wurde damals sehr genau ausgerechnet. Wenn Atomraketen aus Europa oder Amerika unterwegs wären, hätte man genau sieben Minuten gehabt sich in Sicherheit zu bringen. Personen, die durch dieses Untergrundsystem gewandert sind, um es zu erkunden, mussten feststellen, dass es fast unter ganz Moskau verläuft. Einige haben sogar Wochen gebraucht, um von einem Ende zum Anderen zu laufen. Das Moskauer Tunnelsystem muss über hunderte von Kilometer im gesamten betragen und nimmt man die Bunkerstationen dazu ist es, wie eine zweite Stadt unter einer Großen.
SR: Beeindruckend. Von New York wird ebenfalls gesagt, das sie ein weitreichendes Untergrundsystem haben und dort gibt es eine Art Subkultur. Menschen leben dort in alten Tunnel, ähnlich wie in Deinem Buch. Gibt es eine solche Subkultur auch in Moskau?
Es könnte sein, aber dem ist nicht so. Die Metro ist komfortabel und gut in Schuss gehalten. Polizei und spezielle Sicherheitsdienste überwachen jede Ecke. Einmal durfte ich in der Fahrerkabine einer Metro mitfahren. Die Fahrt dauerte gut vierzig Minuten und ich sah, dass zwischen allen Stationen in den Tunneln große Schotts und Metalltüren eingebaut waren. Also fragte ich den Fahrer, was es damit auf sich hatte und er antwortete, das ihnen verboten war darüber Auskunft zu geben. Aus anderer Quelle erfuhr ich, dass es sich bei meiner Strecke um die Notausgänge des Verteidigungsministeriums gehandelt hatte. Zwischen zwei Stationen liegen immer gut 1 bis 2 Kilometer und in jedem Tunnel zwischen ihnen, kann man in etwa 2 bis 3 solcher Tore sehen. Für Moskau ist die Metro eher eine unterirdische Macht, wie die Stadt selbst, die sie absolut unter Kontrolle halten wollen. Deshalb sind die Stationen auch sehr helle, saubere, edel ausgebaute und kunstvolle Orte. Die Metro hat zwischen 1 Uhr und 6 Uhr nachts geschlossen, in dieser Zeit arbeiten die Reinigungs- und Reparaturunternehmen, damit immer dieser besondere Eindruck bleibt. Andererseits ist die Metro so tief im Untergrund, dass stets nach Schäden und Lecks, verursacht durch Grundwasser, gesucht werden muss.
SR: Da muss man sich nicht viel ausdenken. Die Realität bietet genug Stoff für Deine METRO Romane.
Da hast Du recht. Die Metro ist eine Inspiration für sich selbst und gibt mir Ideen, die ich mir nie hätte vorstellen können.
SR: Wie hast Du recherchiert?
Die Stationen in denen meine Haupthandlung spielt habe ich besucht und Fotos mit der Kamera meines Smartphones gemacht. Als ich die Fortsetzung METRO 2034 schrieb, war ich bereits bekannt und durfte mit der Presseabteilung der Metrobehörde zusammenarbeiten. Ich bekam reichlich Material und wurde an Ort geführt, die für den normalen Bürger nicht gedacht waren. Zum Beispiel ist jede Station quadratisch aufgebaut und die Öffentlichkeit kennt nur die Ebene, die zu den Bahnen führt. Aber jede Station hat in Wirklichkeit mehrere Etagen und Ebenen. Eine Ebene davon ist so gebaut, dass sie den Druck einer möglichen Bombardierung kompensiert, schließlich ist es ja ein Bunker.
SR: Inzwischen sind weitere Romane von anderen Autoren erschienen, die im METRO 2033 Universum spielen. Hast Du Einfluss auf diese Bücher?
Selbstverständlich. Ich habe sogar dieses Projekt gestartet und deshalb mit zahlreichen Autoren Kontakt aufgenommen. METRO 2033 ist schon lange kein einzelner Roman mehr, es hat sich zu einem Transmedia Produkt entwickelt. Mittlerweile sind 25 Romane in Russland erschienen, 10 weitere in Vorbereitung. (Anmk.: In Deutschland wurden vom Heyne Verlag erst 5 ausgewählte Bücher veröffentlicht.) Diese Bücher spielen aber zum größten Teil in anderen Untergrundbahnen, nur mein Roman behandelt die Moskauer Metro und ich gehe auch nicht darauf ein, was z.B. St. Petersburg oder Europa geschehen ist. Ich wollte nicht verraten, was an den anderen Ort geschehen ist und deshalb habe ich Autoren eingeladen zu schreiben, wie sie es sich vorstellen. So haben sie die Möglichkeit Co-Schöpfer dieses Universums zu werden, mit ihren eigenen Handlungen, Figuren und Orten. Sie greifen nicht auf meine Figuren zu, was ich untersagt habe. Sie konzentrieren sich mehr auf andere Teile der Welt, meist aus dem Ort oder Land, aus dem sie selbst stammen. So sind nicht nur russische Autoren beteiligt, es gibt einen aus Italien, aus Großbritannien, aus Kuba…. Zum Beispiel spielt der Roman des italienischen Autors in Rom und Venedig (Anmk.: Tullio Avoledo – Die Wurzeln des Himmels erscheint im Heyne Verlag im Juni 2013), die vom englischen Autoren in Glasgow und London (Anmk.: Grant McMaster – Britannia hat noch keinen Erscheinungstermin) und vom kubanischen Autoren in Havanna (Anmk.: erscheint demnächst in Russland). Gerade bin ich auch im Gespräch mit einem deutschen Autor, der Interesse hat das Projekt zu unterstützen. Ich versuche die volle Kontrolle zu behalten, weshalb ich auch die ersten 25 Bücher selbst gelesen und lektoriert habe – also ergänzt und geändert, damit sie in mein Universum passen. Aber mittlerweile habe ich einen sehr guten Lektor im Team, der dies mir abnimmt und nur die Einzelheiten mit mir abstimmt. So bleibe ich informiert über jede Geschichte und Handlung, die erdacht wird. Derzeit sind erst wenige Bücher der Romanreihe in Deutschland, Polen, Frankreich und Italien erschienen, aber wir expandieren gerade und laden weitere Autoren anderer Länder ein, mitzumachen. Das Spannende und Schöne dabei ist, das jeder Autor neues und eigenes, sogar ein Teil seiner Kultur mit einfließen lässt.
SR: So erfährt der Leser, was überall auf der Welt dazu geführt hat, das die Menschen in den Untergrund ziehen mussten.
Es wird aber nicht der eigentliche Krieg in den Büchern thematisiert. Wer hat wen bekämpft? Wer hat die Atomraketen dahin oder dorthin geschossen? Du siehst es an der Realität. Letztes Jahr dachten alle der Irak ist dazu in der Lage, heute verbinden wir es mit Nordkorea. Ich will gar nicht auf die Details eingehen, schon gar nicht welches Land die Schuld tragen soll. Mir geht es um die menschlichen Schicksale, die sich aus der Folge entwickelt haben. Ich beschreibe eher was vorher war und das die Menschheit selbst schuld an der Situation ist und es nun ausbaden muss. Die weiteren Romane handeln parallel zu Artjons Wanderung durch die Moskauer Tunnel und erzählen z.B. wie hart das Überleben in Rom war.
SR: Dein Buch scheint sich dadurch immer mehr zu verändern und weiterzuentwickeln.
Das ganze METRO Universium entsteht mittlerweile in Co-Produktion und wenn ich nun 10 Jahre zurückblicke, hat sich auch so viel technisch verändert, das ich wahrscheinlich heute beim überarbeiten, was ich aber nicht vorhabe, einbauen würde. Nimm nur mal die Handys, wie groß waren sie vor 10 Jahren und schau sie Dir heute an. Jeder hat eins und damals nur wenige. Auch wenn heute Computer und Smartphones eine wichtige Rolle spielen, glaube ich nicht, dass sie in der Metro noch wirklich funktionieren würden.
SR: Wie kam es damals zum ersten Computerspiel METRO 2033?
Zwei Jahre bevor der Roman als Buch erschien, so 2003. Die Geschichte war nur Online zu lesen. Der Spieleentwickler ‚4A Games’ ist auf mich zugekommen und fragte, ob ich interessiert sei, ein Spiel aus meinem Stoff mitzuentwickeln und ich war. Doch jeder, aus dessen Buch ein Game entwickelt wird, fragt sich zuerst: Wer macht das Spiel eigentlich? Wie talentiert sind sie? Welche Möglichkeiten haben sie und können sie das Projekt vernünftig durchziehen? Ich habe in meinem Fall gesehen wie gut sie den Egoshooter ‚Stalker’ entwickelt hatten. Es hatte Ansätze von ‚Half-Life’, war aber nicht so comichaft. ‚Stalker’ basierte ebenfalls auf einem Buch und die hatten es eindrucksvoll geschafft die spannende, düstere Atmosphäre aufrecht zu halten. Nachdem ‚4A Games’ mich angesprochen hatte, lief es plötzlich nicht gut bei denen, denn sie benötigten drei weitere Jahre, um ‚Stalker’ fertig zu stellen. Erst dann konnten sie sich um METRO kümmern, was letztlich vier Jahre Entwicklung verschlang. Also vergingen sieben Jahre von dem Zeitpunkt als sie mich fragten und das Spiel veröffentlicht wurde. Aber wie Du siehst, das zweite Game, METRO – LAST LIGHT, kommt nun drei Jahre später, also in der Hälfte der Zeit. Läuft das so weiter, müsste das dritte Game in anderthalb Jahren erscheinen. (schmunzelt)
SR: Die Games und der Roman sind recht grusselig und besitzen eine dichte Atmosphäre. Ist das ein Stilmittel, was den Leser in den Bann zieht?
Natürlich ist es ein Element. Aber wenn Du die Locations, die Tunnel siehst, bzw. im Buch beschreibst, sind sie dunkel, mysteriös und unheimlich. Die Stationen sind kleine Städte, die im Dunkeln liegen und nur wenig preisgeben. Aber es liegt auch an der Reise von Artjon, der wie auch der Leser die Welt kennenlernt und ebenso die Gefahren. Es geht um die Findung des Charakters, etwas womit sich auch junge Leser identifizieren können. Jeder fragt sich nach seinem Platz und dem Sinn im Leben. Was er selbst glaubt und was nicht. Und das sind die psychologischen Aspekte versteckt im Buch. Das Game beschränkt sich wiederum auf andere Aspekte. Das Spiel soll Dich zum handeln und denken anregen, wie auch der Roman und ich glaube den Gameentwicklern ist dies gelungen, denn ihre Art unterscheidet sich drastisch von den üblichen Shootern aus Amerika.
SR: Du hast für das Game METRO – LAST LIGHT Plots und Dialoge geschrieben.
Das ist richtig. Die ersten Ansätze der Fortsetzung kommen von mir. Ich habe mir sehr viele Notizen gemacht, während ich die Dialoge schrieb und ich glaube, es ist etwas weit dramatischeres daraus entstanden, als in den sonstigen Videogames üblich. Es wurden so viele kleine Szenarios eingebaut worden. Man kann die Welt wieder erforschen oder nicht. So kann man einen alten Mann und ein kleine Mädchen beim Fischen in einem überfluteten Tunnel beobachten. Wir hören, wie das Mädchen ihren Opa nach uns unbekannten Monstern fragt. Das unterstützt den Spannungsaufbau, denn wir fragen uns, wer sind diese Monster. Weiter kann man wieder mit der Umwelt agieren und sie leicht verändern. Dem einen geben wir eine Patrone, er hilft uns oder wir tun damit nur etwas Gutes. Ich finde diese kleinen Details machen ein Spiel mehr aus als großangelegte Kämpfe. Jedenfalls schrieb ich mehr für dieses Game als gedacht. Allein 3000 Zeilen Dialog sind zusammengekommen, es gibt neue Charaktere und man kann neue Stationen erforschen. Artjon trifft in einer auf eine alte blinde Frau, die ihn für ihren Sohn hält oder wir beobachten eine junge Frau, wie sei nackt in einem See schwimmt. Mir sind so viele Ideen und Details eingefallen, die einfach zuviel für das Game waren, obwohl sie nur zeigten, dass das Leben in der Metro weiterging. Eigentlich war es gar nicht geplant, aber ich werde einen Roman verfassen, der die Story von METRO – LAST LIGHT noch ausführlicher behandelt und eine größere Geschichte erzählt. Auch wenn ich jetzt derzeit an METRO 2035 arbeite, ist es schon etwas seltsam erneut an etwas anzuknüpfen, was ich dachte vor 10 Jahren abgeschlossen zu haben.
SR: Wie wichtig ist das ein Charakter auch in Games einen Background hat?
Weißt Du, es gibt zahlreiche Gameentwickler, die meinen wenn Du nur herumläufst und zwei Hände siehst, reicht dies völlig, weil der Spieler selbst die Persönlichkeit ausfüllt. Aber dadurch, dass Artjons Geschichte erzählt wird, dass er immer auf der Suche nach dem Gesicht seiner Mutter in seinen Erinnerungen ist und er als Kind schuld am Übergriff der Schwarzen war, bringt Emotionen ins Spiel und das hilft dem Spieler Teil der Geschichte zu werden.
SR: Und neben den Emotionen gibt es Action und Schießereien.
Für mich ist METRO kein Actionthriller. Es geht um das Leben einer Person. Ich habe es damals für mich geschrieben und wie im Egoshooter habe ich Artjon nie wirklich beschrieben. Ich weiß nicht, wie er aussieht, aber was er durch seine Augen sieht und erlebt. Auch wenn es in der dritten Person, aus Sicht des Erzählers geschrieben wurde, ist es eigentlich eine Ich-Erzähler Geschichte. Ich habe viel von mir selbst eingebracht. Ich bin kein Kämpfer – nur ein normaler Mann, weshalb seine Entscheidungen oft emotional sind und nicht wie ein Kämpfer.
SR: In der METRO Welt sind Patronen die Währung mit der man Essen kauft, aber auch kämpft. Artjon bezeichnet jede Patrone als Leben, was er nehmen könnte. Wie kamst Du auf diesen Gedankengang?
Bei der Überlegung, wie die Welt in der Metro abläuft, habe ich darüber nachgedacht, was als Bezahlung dienen könnte. Normales Geld schien mir nicht mehr passend und ich suchte nach etwas, was wichtig sein könnte und trotzdem nachvollziehbar. Patronen kamen mir da logisch vor. Sie sind wichtig, um in der Metro zu überleben, auf eine Art begrenzt und eine Waffe. Man kann übertragen damit Gutes und Schlechtes tun. Ich dachte darüber nach und sah ein, dass jede Patrone ein menschliches Leben nehmen konnte.
SR: Vielen Dank, das Du mir einen Einblick in Deine Welt gegeben hast.
Gern geschehen.
———————————————
Interview Sascha Leupold
In abgewandelter Form erstmals erschienen in: Nautilus – Abenteuer & Phantastik, www.fantasymagazin.de