Bei einem UBISOFT Event in Hamburg traf ich den sympathischen kanadischen Schauspieler, der fürs Game nicht nur seine Stimme, sondern auch sein Gesicht dem Bösewicht Vaas lieh. Michael Mando ist auffällig geworden als Charakter Vic in der TV-Serie ‚Orphan Black‚. Neben zahlreiche TV-Serien Auftritten in ‚Psych‚, ‚Lost Girl‚ und ‚The Killing‚, sah man ihn in Filmen wie: ‚Territories – Willkommen in den Vereinigten Staaten von Amerika‚ und ‚The Good Lie‚, sowie ‚Spider-Man: Homecoming‚.
SHORTREVIEW: Hast Du die vorherigen FAR CRY Spiele gespielt?
Nein, dafür fehlte mir die Zeit. Ich habe, aber mich darüber informiert.
SR: Wie bist Du zum FAR CRY 3 Projekt gekommen?
Über ein ganz normales Casting, das mir mein Agent besorgt hat. Ich habe bei den Verantwortlichen dann für die Rolle von Vaas vorgesprochen. Sie war damals noch sehr klein.
SR: Aber schließlich wurde die Figur sehr viel größer.
Nicht zu diesem Zeitpunkt. Vaas war nur ein Name und hatte noch nicht einmal ein Gesicht. Es gab eine lockere Beschreibung von ihm. Ich malte mir aus, wie er sein würde, kleidete mich entsprechend beim Vorsprechen und spielte ihn dann so, wie ich ihn angelegt hätte. Ich habe ihn einfach locker, verschroben und cool gespielt. Erst sechs Monate später sah es ganz anders aus, halt so, wie es nun ist.
SR: Als Schauspieler ist es da schwerer den Bösen zu darzustellen, als den Helden?
Ich habe noch nicht wirklich einen Helden gespielt. Aber Vaas ist schon eine andere Art Bösewicht. Er ist verschlagen, überheblich, aber auch überaus intelligent. Ich glaube, er ist ein Bad Badboy. In seiner Welt hält er sich für den Helden, jeder der nicht hinein paßt, der ist für ihn der Böse. Mir machte die Rolle Spaß, denn von seinem Background aus, hat Vaas sehr viel durchgemacht. Er ist auf eine Art das Geschöpf seiner Umwelt. Er hat aber auch eine Menge Humor und steht auf die normalen coolen Dinge, wie Fallschirmfliegen.
SR: Wenn eine Computerspielfigur nach einem selbst geformt wurde, muss es ein komisches Gefühl sein?
Das ist es durchaus. Ich überlege mir gerade, ob ich das Plakat hinter uns (Anmk.: Poster vom Cover) einfach mitnehme und bei mir zu Hause an die Wand hänge. (lacht)
SR: Du hast für das Game und seine Zwischensequenzen auf einer Motion Capturing Bühne, also in einem grünen Raum gespielt?
Richtig. Diese Bühne ist schon gewöhnungsbedürftig. Die Umgebung wird nur durch Klebebandmarker oder Holzgestelle angedeutet. Du selbst trägst diesen superengen Gummianzug mit vielen kleinen Kugeln drauf. Im Gesicht wurden mir von der Maske weitere hundert kleine Kugeln aufgeklebt, die dann von einer Kamera, die über einen Stirngurt direkt vor meinem Gesicht angebracht war, erfasst werden könnten. Ich fühlte mich wie am Set von James Camron’s Avatar. Es war eine tolle Erfahrung, denn es ist eine andere Art zu spielen. Zum Beispiel Körperkontakt darf nicht sein, es muss immer ein gewisser Abstand existieren, sonst können die Computer die zwei Personen nicht voneinander unterscheiden. Das musst du erst verstehen und in deinem Kopf verankern.
SR: Du hast Vaas voll und ganz gespielt, wie war das bei den anderen Schauspielern?
Die haben ja nur Figuren gespielt, manche hatten sogar mehrere Rollen. Es ist ihre Darstellung, die Du im Spiel siehst. Die Stimme ist wiederum jemand Anders und das Aussehen stammt von den Grafikern.
SR: Glaubst Du, das diese Art: Darstellung per Motion Capturing, Synchronisation und Figuren am Computer malen, die Zukunft für Filme und Games ist?
Bei Spielen mehr als bei Filmen. Du hast mehr Freiheit und auf eine Art ist es Billiger. Du musst nicht mehr nach dem Schauspieler suchen, der so spielt, so aussieht und so klingt, wie Du es haben möchtest. Als ich gesehen habe, wie die Grafiker mein Gesicht veränderten – Wow, ich war völlig überwältigt. So gut, wie der beste Maskenbildner. Das sind wahre Künstler.
SR: FAR CRY 3 ist teils recht brutal. Denkst Du, dass auch symbolisch gesehen werden kann, wie gewalttätig die Welt an sich ist?
Möglich. Ich kann es nur auf meine Figur Vaas beziehen. Er zeigt damit seine Beweggründe, warum er so aggressiv ist und das er sich mit Gewalt in seiner Welt behaupten muss. Es ist ein Mittel zum Zweck für ihn. Moralische Wertvorstellungen kennt er nicht und sie interessieren ihn auch nicht. Die Gewalt soll natürlich auch schocken, den Spieler vor eine aussichtslose Situation stellen. Und bei Gewalt … Heh, FAR CRY 3 ist ein Shooter, was ist ein Shooter ohne Blut? … Jedenfalls Gewalt gehört auf eine Art zu diesem Genre. Aber grundsätzlich geht es bei Games um Spaß haben.
SR: Konntest Du Dich irgendwie auf einen Charakter wie Vaas vorbereiten?
Es gibt ja noch heute zahlreiche Piraten. Ich habe viel über sie gelesen, wie sie vorgehen, was für Menschen sie sind und was sie bereit sind zu tun. Den Kern habe ich auf Vaas übertragen.
SR: Vielen Dank für den Einblick in Vaas Entstehung.
Gerne, Mann. Und sagt jedem, der mehr über meine Arbeit wissen möchte, er solle mal auf meine Twitter oder Facebook Site gehen.
SR: Das tue ich hiermit.
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Interview Sascha Leupold